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Geburtstagsfeier im Mesa Verde National Park

100-jähriges Jubiläum − Im Visitor Center von Cortez erkundigen wir uns über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung, insbesondere über den Mesa Verde National Park. Wir sind hin und her gerissen, ob wir den Park heute oder erst morgen besuchen sollen. Reicht die verbleibende Zeit heute oder sollen wir morgen lieber den ganzen Tag investieren? Wir mögen nicht länger warten und steigen ins Auto. An der Eingangskontrolle zum Park übergibt uns der Ranger nebst dem üblichen Info-Flyer eine Broschüre mit dem Programm zur heutigen Eröffnungsparty der 100-Jahr-Feierlichkeiten des Parks. Da die Angestellten des Visitor Centers in Cortez den Event mit keinem Wort erwähnt haben, wissen wir anfangs wenig damit anzufangen. Nach einem Blick ins Programm wird uns aber schnell klar, dass uns parkintern der Event des Jahres bevorsteht. Nebst musikalischer Unterhaltung durch Natives und gratis Verpflegung erwarten uns zur Krönung die Beleuchtung der beiden Ruinen «Spruce Tree House» und «Cliff Palace» durch Laternen. Wir können unser Glück kaum fassen. Gleichzeitig schütteln wir den Kopf über die Angestellten im Visitor Center von Cortez. Sie hätten uns unbedingt auf diese Feier aufmerksam machen müssen. Wie hätten wir uns genervt, wenn wir morgen hierher gekommen wären und erst dann davon erfahren hätten?!

Am 29. Juni 1906 wurde Mesa Verde zum ersten National Park ernannt, der darauf ausgerichtet ist, dass kulturelle Erbe von Menschen zu schützen. 1978 wurde er von der Unesco gar zu einer World Cultural Heritage Site erhoben. Der Park schützt rund 4000 archäologische Stätten, insbesondere die recht gut erhaltenen Felsbehausungen (Cliff Dwellings) vorkolumbischer Anasazi-Stämme.

Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der sich von der umliegenden Landschaft des südwestlichen Colorado um etwas mehr als 600 Meter abhebt und damit an seinen höchsten Punkten eine Höhe von fast 2.600 Metern erreicht.

Die Anfahrt zum Chapin Mesa, wo sich einige der Ruinen befinden ist lang und anfangs sehr kurvig. Das Wetherill Mesa liegt parallel zum Chapin Mesa und beheimatet ebenfalls mehere Ruinen. Im Winter ist dieser Teil des Parks jedoch geschlossen.

 

Lehrreich − Wir parkieren beim Chapin Mesa Museum, von wo aus wir eine geführte Tour zu den Cliff Dwellings des Spruce Tree House unternehmen. Der Ranger, der unsere kleine Gruppe begleitet, ist ein komischer Kauz. Aber er macht uns unterwegs zu und bei den Ruinen auf viele kleine Details aufmerksam. Er erklärt uns die verschiedenen Pflanzen und für was diese von den Anasazis gebraucht wurden. Die Tannzapfen der Pinyon (Kieferart) enhalten kleine schmackhafte Nüsse und die Juniper (Wacholder) produzieren Beeren, die zum Würzen gebraucht wurden. Zudem haben beide Pflanzen bestimmte medizinische Wirkungen und das Holz wurde zum Bauen und als Feuerholz verwendet. Die Rinde des Wacholderbaumes diente sogar als Windeln für die ganz Kleinen. Die Yuccapflanze war eine weitere wichtige Pflanze für die Anasazis. Aus den feinfaserigen Blättern wurden Körbe, Matten, Seile und Sandalen gewebt. Die scharfen Spitzen der Blätter dienten als Nadeln fürs Nähen und die Blüten im Frühling respektive die Früchte im Herbst ergänzten die Nahrung der prähistorischen Indianer.

Wo heute für uns Touristen ein bequemer Weg ins Tal hinabführt, mussten früher die Anasazis rauf- und runterklettern, um zu ihren Jagdgründen und Feldern auf dem Plateau des Mesas zu gelangen. Als Hilfe schlugen sie kleine Griffe in die steilen Felswände, die jedoch nur als Stütze für die Finger- und Fussspitzen reichten. Nahrung, Wasser und Baumaterial musste dabei in Gefässen auf Kopf oder Rücken transportiert werden.

Beim nächsten Halt auf unserer Tour sind wir bereits am Grund des Canyons angekommen, wo uns der Ranger die Entstehung einer Quelle erklärt. Die Canyonwände bestehen aus porösem Sandstein. Dieser lässt Regen, Schnee und fliessendes Wasser langsam durchsickern. Unterhalb des Sandsteins liegt eine Schicht aus Schieferstein, der wasserundurchlässig ist. Sobald nun also das Wasser durch den Sandstein auf den Schieferstein trifft, fliesst es zwischen den beiden Schichten weiter und entspringt schliesslich irgendwo als Quelle. Im Winter, wenn das Wasser im Fels gefriert, kann es diesen sprengen und Stücke herausbrechen. Über lange Zeit entstanden so die Höhlen, in denen die Anasazis ihre Cliff Dwellings bauten. Die Nähe zu einer Quelle war für die Anasazis aber auch im Alltag wichtig. Schliesslich brauchten sie Wasser zum Trinken, Kochen und Bauen. Im ansonsten eher trockenen Gebiet entstand rund um diese Quellen eine üppige und vielfältige Vegetation.

 

Spruce Tree House − Nun erreichen wir das Spruce Tree House, die drittgrösste Felswandsiedlung (Cliff Dwelling) des Parks. Die Höhle ist etwa 66 Meter breit und 27 Meter tief. Sie enthält 114 Zimmer und 8 Kivas. Etwa 100 bis 125 Menschen mögen hier gelebt haben. Durch die geschützte Lage in der Höhle sind die Bauten immer noch gut erhalten.

Die Anlage wurde 1888 zum ersten Mal von zwei Ranchern auf der Suche nach ihrem verstreuten Vieh entdeckt. Eine grosse Fichte (Spruce) wuchs vor den Ruinen bis zum Mesa hoch und bot den beiden Männern einen idealen Einstieg zur Höhle. Die Fichte wurde später von einem anderen Entdecker gefällt; der Name Spruce Tree House ist jedoch geblieben.

 

Klein aber ... − Die meisten Räume sind nur etwa 1,8 x 2,4 x 1,7 m gross. Darin lebten wahrscheinlich ein bis zwei Leute. Um die kalte Winterluft draussen zu halten, baute man die Eingänge absichtlich sehr schmal und niedrig. Für die eher kleinwüchsigen Anasazis (Frauen bis 1,55 m und Männer bis 1,65 m) kein Problem. Tierhäute oder Sandsteinplatten, die man vor die Türöffnungen stellte, boten zusätzlichen Schutz vor der Kälte. Häufig reichte aber auch das nicht und es wurden Feuer entzündet. In den hinteren Räumen brannten sie in den kältesten Monaten wohl 24 Stunden pro Tag. Die Decke der Höhle und auch die meisten Wände der Gebäude sind mit einer dicken Russschicht überzogen.

In der warmen Jahreszeit spielte sich das Leben hingegen im Freien vor den Häusern und auf deren Dächern und Balkonen ab. Die Frauen zerrieben Mais zu Mehl, kochten oder stellten Töpfer- oder Korbwaren her. Die Männer widmeten sich der Herstellung von Werkzeug aus Stein und Knochen, Decken aus Truthahnfedern oder Baumwolle oder der Vorbereitung auf die Saat- und Erntezeit. Die alten Leute sassen in der Sonne und tratschten, während die Kinder mit den Hunden spielten oder versuchten die Truthähne zu zähmen.

Nicht nur das Leben der Anasazis richtete sich nach Jahreszeit, sondern acuh ihre Bekleidung. Im Sommer trugen sie einfache Lendenschürze und Sandalen. Im Winter kleideten sie sich mit Fellen und Häuten und wickelten sich in Decken aus Truthahnfedern und Hasenfellen ein.

 

Multifunktionell − Für den Bau der Häuser sammelten die Anasazis Felsbrocken und behauten sie zur gewünschten Grösse und Form. Als Mörtel diente ihnen mit Wasser aufgeschwemmter Lehm. Die Wände erhielten innen und aussen einen dünnen Putzbelag, von dem heute nur noch Reste übrig sind. Die Bewohner besassen keine Möbel aber schmückten ihre Wände mit geometrischen Figuren oder Zeichnungen von Tieren oder anderen Darstellungen. Über Leitern erreichten die Anasazis die oberen Stockwerke der Häuser. Isolierte Räume auf der Rückseite und im oberen Teil wurden normalerweise für die Lagerung der Ernte benutzt.

Etwas Besonderes sind die kreisrunden, unterirdischen Räume, die man Kivas nennt. Archäologen leiten ihre Bedeutung von den Kivas der heutigen Pueblo-Indianer (z.B. die Hopi) ab, die als Nachfahren der Anasazis gelten. Die Räume werden hauptsächlich für Zeremonien gebraucht. Es wird z.B. um Regen, Erntesegen und Glück für die ausziehenden Jäger gebeten oder eine Kulthandlung zur Heilung von Kranken vollzogen. Wenn keine Zeremonien stattfinden, kann das Kiva auch als Arbeitsplatz oder sozialer Treffpunkt genutzt werden.

Über eine Leiter dürfen wir in eines der Kivas hinabsteigen. Es ist alles original erhalten, einzig das Dach aus Holz musste die Parkverwaltung rekonstruieren. Im Gegensatz zu den Wohnräumen haben die Kivas ein ausgeklügeltes Ventilationssystem. Durch einen Ventilationsschaft dringt frische Luft ins Kiva. Ein Stein der zwischen dem Ventilationseingang und der Feuerstelle steht, lenkt die hereinströmende Luft ab und verteilt sie gleichmässig im runden Raum. Die Feuerstelle besteht aus einem Loch in der Mitte des Kivas. Ein weiteres kleines Loch im Boden ist der sogenannte Sipapu und symbolisiert den Eingang zur Unterwelt bzw. den Weg, durch den die Vorfahren einst in unsere Welt kamen. Entlang der Wände hat es eine steinerne Bank unterbrochen durch sechs Säulen, die das Dach stützen.

 

Aus den Augen aus dem Sinn? − Den Abfall entsorgten die Anasazis indem sie ihn über die Felskante vor ihren Häusern warfen oder in grossen Sektionen im hinteren Teil der Höhle deponierten. Archäologen fanden in diesen Abfallbergen viele wichtige Hinweise auf das Alltagsleben der Anasazis. In der Abfallhalde unterhalb der Höhle fand man auch menschliche Überreste. Was für uns etwas ungewohnt tönt, hatte einen praktischen Hintergrund. Die Abfallberge waren im Winter die einfachsten Orte, um ein Loch zu graben. Einige Skelette wurden auch in zugemauerten Räumen im hinteren Teil der Höhle gefunden.

 

Korbflechter − Nachdem wir so viel über das Leben der Anasazis in den Cliff Dwellings erfahren haben, interessiert uns natürlich auch warum die Leute sich an diesen Orten niederliessen und warum sie sie Ende des 13. Jh. wieder verliessen.

Obwohl die ältesten Felsbehausungen (Cliff Dwelling) im Mesa Verde National Park nicht viel älter als 800 Jahre alt sind, wurde der «Grüne Tafelberg» bereits im 6. Jh. besiedelt. Jene frühen Bewohner von Mesa Verde sind als Basketmaker (Korbflechter) bekannt. Das ursprünglich nomadische Volk wurde sesshaft und lebte zunächst in einfachen Pithouses auf dem Plateau des Mesas. Dazu hoben sie eine Grube aus, rammten vier Pfosten als Dachstützen in den Boden und deckten das Ganze mit dünnen Stämmen und Ästen ab. Der Ackerbau ergänzte fortan ihr Leben als Jäger und Sammler.

Es waren gute Jahre für die Basketmaker und die Bevölkerung wuchs stetig. Um etwa 750 n. Chr. entstanden die ersten Häuser, die nicht in den Boden eingesetzt waren. Mehere Häuser wurden in langen, gebogenen Reihen aneinander gebaut. Oft fand man davor noch ein oder zwei Pithouses, deren Funktion jener von Kivas gleichgesetzt werden kann. Diese Siedlungen nennt man nach dem spanischen Wort für Dorf Pueblos.

1000 n. Chr. war die Baukunst der Basketmaker soweit ausgereift, dass mehrstöckige Häuser mit Steinmauern entstanden. Auch die Töpferkunst veränderte sich. Aus dieser Zeit stammen die ersten schwarzen Zeichnungen auf weissem Hintergrund, die auch bei den Töpferwaren der Anasazis vorkommen. In der gleichen Phase wurde der Ackerbau immer wichtiger für die Ernährung. Um der gestiegenen Nachfrage nachzukommen, rodeten die Bewohner grosse Flächen Land, um Platz für weitere Felder zu bekommen.

1100 bis 1300 n. Chr. gilt als Mesa Verde’s klassische Periode. Die Bevölkerung ist auf mehrere tausend Leute angewachsen, die sich auf verschiedene Dörfer verteilten. Während sich ihr Können in vielen Bereichen wie z.B. Maurer- und Töpferarbeiten oder der Herstellung von Schmuck und Werkzeugen immer noch steigerte, liess die Qualität ihrer ursprünglichen Spezialität, dem Korbflechten, nach.

 

Aktenzeichen XY ungelöst − Der Rückzug vom Plateau des Mesas in die Höhlen, wo die Cliff Dwellings entstanden, erfolgte um etwa 1200 n. Chr. Über den Grund dieses Umzugs kann nur spekuliert werden: Verteidigung, Schutz vor dem Wetter, religöse Gründe etc. Ebenso rätselhaft ist ihr plötzlicher Wegzug weniger als hundert Jahre später. Die Theorien reichen von Dürren, Übernutzung des Bodens, erschöpften Holzvorräten bis zu sozialen Spannungen. Klar ist nur, dass die Anasazis nach Süden, in die heutigen Staaten von New Mexico und Arizona zogen. Einige der heute dort ansässigen Pueblo Indianer gelten als ihre Nachfahren. Das ursprüngliche Gebiet der Anasazis wird heute von den Utes, Navajos und Apachen bewohnt.

 

Durchhalten − Nach der äusserst interessanten Führung zum Spruce Tree House kehren wir mit viel neuerworbenem Wissen über die Anasazis zurück zum Visitor Center. Dabei kreuzen wir mehrere freiwillige Helfer, die Papiertüten mit Kerzen drin am Wegrand aufstellen. Das Licht der Kerzen wird uns und den vielen anderen Besuchern heute Abend den Weg weisen. Um all diese Kerzen zu platzieren und bei Dämmerung anzuzünden, griff die Parkverwaltung auf die Hilfe vieler ehemaliger Ranger/innen zurück. Auch für die meisten von ihnen wird diese Nacht zu einem einmaligen Erlebnis. Im Gegensatz zur Ruine des Spruce Tree House, welche jedes Jahr im Dezember beleuchtet wird, liegt die Illumination des Cliff Palace nämlich bereits mehrere Jahrzehnte zurück.

Mit Nanuq machen wir uns auf den Weg zum Cliff Palace. Wir haben Glück und erwischen noch einen Parkplatz. Später empfiehlt es sich, den Shuttle Bus zu benutzen. Etwas trüber ist die Aussicht auf einen perfekten Fotostandort. Die besten Plätze sind bereits beschlagnahmt. Die Teilnehmer eines Workshops, der im Rahmen der Feierlichkeiten angeboten wird, haben sich bereits alle mit Stativ und grossen Objektiven bewaffnet positioniert. Uns bleibt eine kleine Lücke etwas abseits. Es beginnt das lange Warten auf die Dunkelheit. Wegen der unangenehmen Kälte wird unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Lulu möchte sich am liebsten ins Auto und in den Schlafsack zurückziehen. Aber nix da, sie kriegt lediglich einen Becher heisse Schokolade in die steifgefrorenen Finger gedrückt.

Schliesslich ist es soweit. Die Dämmerung bricht herein und die unzähligen Laternen fangen an zu wirken. Die Kälte ist einen Moment lang vergessen. Wir stehen da, geniessen, staunen und knipsen Fotos. Dabei wechseln wir uns mit einem anderen Fotografen ab. Freie Sicht auf die Cliff Dwellings ist ein gefragtes Gut ;-)<

 

Verlockung − Dank der unkomplizierten Art der Amerikaner kommen wir schnell mit einem Mann, dessen Frau und einer Kollegin ins Gespräch. Es dauert auch nicht lange, bis uns das Ehepaar anbietet, die Nacht in einem warmen Bett in ihrem Haus zu verbringen. Dieses Angebot können wir nicht ablehnen. Es scheint, als hätte jemand unsere heimlichen Wünsche erhöhrt. Wahrscheinlich hatten Chris und Jodi aber einfach nur Mitleid, als sie erfuhren, dass wir letzte Nacht bei -17° C im Auto verbrachten.

 

Unbeschreiblich − Wir lenken unsere Aufmerksamkeit noch einmal auf den Cliff Palace. Im Schein der Laternen erinnert die Analge an eine überdimensionale Weihnachtskrippe. Sahen die Ruinen am Tag noch verlassen aus, so hat man nun das Gefühl, als wären die Anasazis für eine Nacht zurückgekehrt und hätten ihre Feuer entfacht. Es ist ein mystisches Erlebnis.

Nach einer weiteren heissen Schokolade, die uns gratis verteilt wurde, fahren wir zurück zum Spruce Tree House. Das ganze Gelände rund um das Visitor Center und die Parkplätze sind nur mit Kerzen, die in mit Sand gefüllten Papiertüten stecken, beleuchtet. Auch der Weg hinunter zur Ruine des Spruce Tree House ist mit Kerzen gesäumt. Im Gegensatz zum Cliff Palace, den man nur von einer Aussichtsplattform bewundern konnte, ist das Spruce Tree House für eine nächtliche Besichtigung freigegeben. Obwohl wir diese Anlage bereits bei Tageslicht erkundet haben, machen wir uns nochmals auf den Weg.

Trotz der eisigen Temperaturen haben viele Leute den Weg in den Park gefunden. Und alle schwärmen sie zum Spruce Tree House oder kehren nach einer Besichtung sichtlich fasziniert von dort zurück. Auch wir können uns dem Zauber, den die Anasazi Stätte im Laternenlicht ausübt, nicht entziehen. Trotz ihrer vielfältigen Hinterlassenschaft bleibt vieles über die Anasazis im Ungewissen. Dieses Gefühl wird durch die spezielle Stimmung, die in dieser Nacht herrscht, verstärkt. Und manch einer wünscht sich wohl, dass die Mauern sprechen könnten.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer Gruppe Indianer vorbei, die im Dunkeln ihre traditionellen Gesänge und Trommelschläge zelebrieren. Für die Nachkommen der Anasazis sind die Stätten ihrer Vorfahren heilig. Es ist schön zu sehen, wie Natives und Parkverwaltung zusammenarbeiten und ein einmaliges Erlebnis für alle ermöglichen.

 

Austausch − Zurück beim Spruce Tree House Visitor Center, das gleichzeitig das Parkmuseum beherbergt und daher richtig Chapin Mesa Museum heisst, wärmen wir uns kurz auf. Danach wollen wir in einem Nebengebäude vom kostenlosen Kuchenbuffet profitieren. Die Bude ist aber so voll, dass wir gleich wieder rechtsum kehrt machen. Statt dessen fahren wir zum Far View Visitor Center. Hier gibt es nebst musikalischer Unterhaltung durch Natives ebenfalls gratis Verpflegung. Wir versuchen das leckere Chili und Posole (ähnlich wie Chili). Durch die Wärme fängt Lulu’s Nasen an zu laufen. Verzweifelt sucht sie in ihren Hosensäcken nach Nastüchern. Dabei merkt sie, dass es ihrem Nachbarn gleich ergeht. Beide mit einer «Schnudernase» bestückt müssen sie lachen. Duff wohnt in Mancos, das nicht weit vom Mesa Verde National Park entfernt ist. Er freut sich, dass wir es von so weit her gerade heute hierher geschafft haben. Noch mehr Begeisterung lösen bei ihm unsere Erzählungen von der bisherigen Reise aus. Auch für uns ist es schön, wenn wir mit unseren Geschichten auf solches Interesse stossen.

Wir beziehen ein neues Zuhause − Um etwa 22 Uhr verlassen wir den Park. In einer Wagenkolonne fahren wir runter ins Tal und von dort zurück nach Cortez. Von einer Tankstelle rufen wir trotz später Stunde wie vereinbart Chris und Jodi an. Sie sind bereits zu Hause und Chris macht sich sofort auf den Weg, um uns bei der Tankstelle abzuholen. Etwa 20 Minuten später steht er da und lotst uns zu ihrem Haus ausserhalb der «Stadt». Wir werden sehr herzlich willkommen geheissen und fühlen uns sofort zu Hause. Trotzdem ahnen wir nicht, dass wir hier die nächsten drei Wochen verbringen werden.

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